Vor 75 Jahren: Pfarrer Franz Steffensmeier in Oelinghausen ermordet

Vor 75 Jahren: Pfarrer Franz Steffensmeier in Oelinghausen ermordet

Kaum einer der nach der Klosteraufhebung in Oelinghausen wirkenden Kapläne und Pfarrer ist bis heute so in Erinnerung geblieben wie Pfarrer Franz Steffensmeier (1896-1945). Bis heute sind sein seelsorgerisches Wirken in Oelinghausen, vor allem aber sein grausamer Tod und die Umstände seiner Ermordung vielen Mitbürgern rund um Kloster Oelinghausen noch gut bekannt.

Im Blick der Nationalsozialisten

Bereits 1935 war er in Ennest war er in das Blickfeld der „braunen NS-Machthaber“ geraten als er sich weigerte, bei kirchlichen Anlässen die Hakenkreuzfahne zu hissen. Wegen Verstoßes gegen das „Flaggengesetz“ wurde ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet. Weitere Verfahren folgten. In den Akten der Staatsanwaltschaft Siegen wurde mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass „der Angeklagte in politischer Hinsicht nicht als zuverlässig angesehen werden kann und sich in seinen Predigten in versteckter Form immer wieder gegen den Nationalsozialistischen Staat gewandt habe.“

Pfarrvikar Steffensmeier machte auch in Lügde aus seiner Grundhaltung kein Geheimnis. Wegen „regimekritischer Äußerungen“ bei einem Familienbesuch wurde er denunziert und bei der GESTAPO angezeigt. Am 30.04 1940 wurde er verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Vom Vorsitzenden Richter des Sondergerichts Dortmund wurde er wegen „Verstoß gegen das Heimtückegesetz“ wegen verschiedener Vergehen einmal zu 8 und einmal zu 4 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Durch seine Familie wurde er in dieser schweren Zeit intensiv unterstützt. Nach Verbüßung der Haft unter erniedrigenden Bedingungen schickte der Bischof ihn in das einsame Oelinghausen. Hier, wo seine Vorgeschichte nicht bekannt war, trat er am 01.10.1942 seinen Dienst als Pfarrer an.

Die Zeit in Oelinghausen

Er gewann schnell das Vertrauen der Menschen in Holzen und der Oelinghauser Heide und pflegte auch guten Kontakt zu den auf dem Gutshof tätigen Zwangsarbeitern. Regelmäßig bot er in diesen Jahren in der alten Klosterkirche sonntags eine sog. „Polenmesse“ für die zahlreichen polnischen Arbeiter auf den großen Höfen und in den Industriebetrieben an. Diese vertraute Beziehung wurde ihm dann später offensichtlich zum Verhängnis. Am Abend seiner Ermordung – er war spätabends auf dem Heimweg von einem Besuch in Neheim – traf er am Oelinghauser Kreuz auf eine Gruppe ehemaliger Fremdarbeiter, die unrechtmäßiger Weise ein Rind auf der Weide abgeschlachtet hatten. Dabei erkannte er einen der jungen Täter, der vorher auf dem Hof in Oelinghausen gearbeitet hatte und sprach ihn direkt an. Damit hatte er sein Todesurteil gesprochen. Weil man keine Zeugen wollte, wurde der Pfarrer auf grausame Weise durch Schüsse und Messerstiche ermordet. Am nächsten Morgen wurde der Pfarrer vermisst und seine Leiche nach einer Suchaktion, an der sich auch die Kinder der Oelinghauser Schule beteiligten, zwischen Oelinghauser Kreuz und Mühle gefunden.

Schon bald darauf wurden die Täter in einem Lager in Menden Platte Heide ermittelt und verhaftet. Noch heute erinnern sein Grab auf dem Oelinghauser Friedhof, das von den Schützen der Oelinghauser Heide errichtete und gepflegte Gedenkkreuz am Tatort und nicht zuletzt seit 2002 auch die nach ihm benannte  Franz-Steffensmeier-Straße zum Kloster an den beliebten Seelsorger, die grausame Ermordung und die schreckliche Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Mit Pfarrer Steffensmeier starben in der gleichen Nacht ebenfalls durch Mord die Müllerin der Oelinghauser Mühle Wwe. Auguste Menzebach und ihr Schwiegersohn Norbert Düllberg.

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