Spiegelbilder aus vielen Epochen
23.10.2016 17:00 Uhr
Der Brauch, beim Tode eines Angehörigen einen „Sterbezettel“ anzufertigen und zu verteilen, kam allgemein schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Holland auf. Erste „Totenzettel“ sind jedoch schon im 17. Jahrhundert erwähnt. Als sogenannte Bildprendtjes kamen sie von den Niederlanden über Norddeutschland auch nach Westfalen. Diese Bildprendtjes wurden, wie auch heute noch, während oder unmittelbar nach den Beerdigungsriten an die Trauergäste, die den Verstorbenen auf seinem letzten Wege begleitet hatten, übergeben. Die Vorläufer dieser „Sterbezettel“
waren handgeschriebene Lebensbeschreibungen der Verstorbenen.
Während es zunächst vor allem katholische Geistliche und der Adel waren, denen man nach deren Tod gedachte, wurde schon bald darauf dieser Brauch allgemein üblich. Im kurkölnischen vorwiegend katholisch geprägten Sauerland wurde dieser Brauch schon bald zu einem festen
Bestandteil der Trauerzeremonie. „Zum Gedenken“ und als „Erinnerung“ erhielten die Trauergäste bei den Beerdigungen einen Totenzettel. Die Ausstellung gibt einen Einblick in diesen Brauch rund um Tod und Trauer und weist auf die unterschiedlichen Formen dieses Brauchtums als „Spiegelbild der jeweiligen Zeit“ hin. Ein besonderes Kapitel ist dabei auch den Kriegszeiten des 1. und 2. Weltkrieges gewidmet.
Aus diesen Zeiten mit einer hohen „Todesrate“ sind viele Totenzettel erhalten, die z. T. auch die „Instrumentalisierung“ dieses Brauches im Sinne der jeweiligen Machthaber wiederspiegeln.