Der Ort im Luerwald mit dem seltsamen Namen „Dengeln Kreuz“ erinnert an den Holzener Mitbürger Johann Senft. Er wurde nach einer kalten Nacht am 16. Februar 1833 an dieser Stelle tot aufgefunden.
Johann Senft, „Handelsmann und Musikant“, 1775 im katholischen Eppe im Waldeckschen geboren, nahm – nachdem er bereits ein paar Jahre im Holzener Gemeindegebiet gelebt hatte, um 1820 vom Boisenhof in Holzen 4 Morgen Land gegen einen jährlichen Grundzins von 6 Thalern, 4 Silbergroschen und 7 Pfennig in Erbpacht und baute darauf ein Haus. Schon die Katasterkarte von 1829 gibt darüber Auskunft. Die Hausstätte ist mir der Bezeichnung „Am Spielmann“ versehen. Der Name ist heute noch als Hausnahme lebendig und bezeugt, dass der Ahnherr aller Familien Senft in Holzen sich durch seine musikalische Begabung und Tätgkeit besonders hervortat.
Der Überlieferung nach spielte er verschiedene Instrumente. Bei der Holzener Schützenbruderschaft gehörte er 1824 zu den ersten Mitgliedern und war bzgl. des jährlichen Schützenfestes eine besonders wichtige Person. Er „schlug die kleine Schützentrommel“, die die Bruderschaft in Ermangelung einer „theuren Blasmusike“ angeschafft hatte. Von seinen Trommler Kenntnissen erhielt er im Dorf den Spitznamen „Spiel-Dengel“, „Dengel-Johann“ oder einfach „Dengeln“. Die sauerländische-plattdeutsche Bezeichnung „dengeln“ steht für klopfen, schlagen und ist den älteren Mitbürgern sicher noch als Bezeichnung für das „dengeln des Sensenblattes“ gut bekannt.
Als Johann Senft 1833 mit 57 Jahren im Luerwald starb, kam er von Neheim, wo er – so berichtet die Überlieferung – auf einer Feier Musik gemacht hatte.
Während die Todesursache eindeutig mit „Erfrieren“ angegeben wird, ranken sich um die genauen Geschehnisse zahlreiche Geschichten. So berichtet der Volksmund bis heute, Johann sei an dieser Stelle auf seinem nächtlichen Heimweg überfallen worden. Aufgrund einer Kopfverletzung wurde ein Überfall angenommen. Unvorsichtigerweise habe Johann schon auf der Feier in Neheim mehrfach mit „vermeintlichen Geldstücken“ in seiner Rocktasche „geklimpert“ und so evtl. seinen späteren Überfall „provoziert“. Als jedoch der Täter dem bewusstlos geschlagenen Musiker die Taschen ausleeren wollte, seien nur eine ganze Hand voll Hufnägel darin gewesen. Diese sollen die Ursache für das „klimpern“ gewesen sein. Die Nägel habe man z.T. in der Rocktasche und rund um den Tatort gefunden. Der Täter habe den Niedergeschlagenen dann einfach liegenlassen und er sei erfroren.
Eine andere Version berichtet, er habe nach der anstrengenden Musikdarbietung in Neheim auf dem Rückweg an dieser Stelle eine Pause gemacht, sei erschöpft eingeschlafen und in der klirrenden Februarkälte erfroren.
Kurz danach wurde an der Stelle im Luerwald das Kreuz errichtet und von der Holzener Dorfbevölkerung von Zeit zu Zeit immer wieder erneuert. Das Kreuz trägt die Inschrift: „IHS – gesetzt anno Domini 1833“. Die letzte „Kreuzsetzung“ und feierliche Weihe fand auf dem Schnadegang am 1.Mai 1999 statt. Bei der Erneuerung durch den SGV Holzen wurden im alten Fundament eine Flasche mit einer Urkunde und Zeitungen der vorletzten Erneuerung aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gefunden.
Bis heute ist „Dengeln Kreuz“ für Wanderer und Fortleute ein wichtiger Orientierungspunkt mitten im Luerwald.